Seit 2023 reist Arthur Klischat für ProTandem als Sprachbegleiter und Tandemlehrer quer durch Deutschland und Frankreich, um jungen Menschen die Türen zur deutsch-französischen Welt zu öffnen. Gleich sein erster Einsatz war ein Sprung ins kalte Wasser: Er begleitete Auszubildende des Berufskollegs Werther Brücke nach Saint-Maurice bei Paris und unterstützte sie dort sprachlich und interkulturell bei ihren ersten Schritten im französischen Berufsalltag. „Dieser Moment, wenn die Teilnehmenden merken, dass sie sich auch ohne perfekte Sprachkenntnisse ausdrücken können und verstanden werden – das ist unbezahlbar.“
Doch es blieb nicht bei Saint-Maurice: Anfang des Jahres reiste Arthur sogar auf die Überseeinsel La Réunion, wo er mit Dachdeckern und Maurern arbeitete und die sprachlichen Barrieren fast so hoch wie die tropischen Temperaturen waren. „Ich durfte ordentlich schwitzen und schlemmen: erst das harte Arbeiten in der Hitze, dann kulinarische Entdeckungen. Jeder Einsatz ist anders, und das macht die Arbeit so spannend.“ Für Arthur ist das Reisen nicht nur ein Beruf, sondern eine Berufung – er verbindet Kulturen und Menschen über Landesgrenzen hinweg.
Als Sprachbegleiter bei ProTandem vereint Arthur viele Rollen in einer: Dolmetscher, Reiseführer, Kulturvermittler und oft auch Streitschlichter. „Im Grunde sind wir mehrfach im Einsatz,“ erklärt er lachend. „Wir dolmetschen und machen das kulturelle Programm lebendig, vermeiden Fettnäpfchen und bügeln Missverständnisse aus, wenn mal etwas schiefgeht.“. Es gehe darum, mehr als nur Worte zu übersetzen. Die Unterschiede zwischen beiden Kulturen, von Tischmanieren über Arbeitsmoral bis hin zur Herzlichkeit der Begrüßung, lassen sich nicht einfach nachlesen – sie müssen erlebt werden.
Eine sorgfältige Vorbereitung ist für Arthur der Schlüssel zum Erfolg. Bevor er sich auf einen neuen Austausch begibt, studiert er das Programm und erarbeitet ein Glossar mit Fachbegriffen, das den Teilnehmenden den Berufsalltag erleichtert. So entstehen oft Wortschätze für verschiedene Berufsfelder, und der Austausch bekommt eine persönliche Note. „Die Vielfalt an Schauplätzen und Themen macht jeden Austausch spannend,“ erzählt er begeistert. „Ein Tag kann auf einer lärmenden Baustelle beginnen, dann geht’s weiter ins Fußballstadion zur Stadionführung und am Abend vielleicht zur Weinverkostung – und überall erwarten mich neue sprachliche und kulturelle Herausforderungen.“
Für die Teilnehmenden ist Arthurs Unterstützung oft die entscheidende Brücke zum Erfolg. Er ermutigt sie, in die fremde Sprache einzutauchen und dabei spielerisch Hemmschwellen abzubauen. So organisiert er interkulturelle Schnitzeljagden oder fordert sie auf, ohne seine Hilfe in der Mensa herauszufinden, was auf dem Teller landet. „Manchmal erlebe ich echte Erfolgsmomente mit den Azubis – wenn sie plötzlich alleine bestellen oder nach dem Weg fragen, ohne auf mich zurückzugreifen. Es sind kleine Schritte, die großes Selbstvertrauen schaffen.“
Natürlich gibt es in jedem Austausch auch Herausforderungen. „Einmal waren ein paar Teilnehmerinnen mächtig unzufrieden mit ihrem Praktikumsort,“ erinnert sich Arthur. „Da lag ein Graben zwischen Erwartungen und Realität, und in den flossen dann die Tränen. Der Praktikumskoordinator hatte schon viel umdisponiert, um es den Gästen recht zu machen, und so war eine gute Portion Diplomatie gefragt.“ In solchen Momenten zeigt sich, wie wertvoll ein Sprachbegleiter sein kann: Er vermittelt zwischen Kulturen und Erwartungen, klärt Missverständnisse und schafft Verständnis.
Arthur erzählt auch von lustigen Momenten, die zum Alltag eines Sprachbegleiters dazugehören: „Mit den Köchen und Konditoren, die ich begleiten durfte, bekam ich jeden Tag Einblicke in die Küchengeheimnisse beider Länder. Ob es nun um die richtige Buttercreme oder die perfekte Ganache geht – am Ende sind es auch diese kleinen Details, die eine Kultur ausmachen.“
Seine Arbeit hat auch seine eigene Sicht auf die deutsch-französische Zusammenarbeit geprägt. „Interkultureller Austausch ist ein Privileg. Die Infrastruktur, die über Jahre aufgebaut wurde und die es ermöglicht, dass Auszubildende solche Erfahrungen machen, ist einmalig. In meiner dritten Arbeitssprache Russisch gibt es solche Bedingungen leider kaum.“
Arthur brennt für den nächsten Einsatz: Bald geht es mit Feintäschlern und Sattlern nach Herford, und kurz vor Weihnachten wird er seine Kfz-Mechatroniker wieder in Paris sehen. Auch beruflich reizt ihn die Vorstellung, einmal neue Handwerksbereiche wie den Flugzeug- oder Bootsbau zu begleiten. „Es gibt immer etwas Neues zu entdecken – sowohl in den Berufen als auch neue Menschen kennenzulernen.“
Sein Rat an angehende Sprachbegleiter ist klar: „Habt keine Angst, den Fachwortschatz nicht durch und durch zu beherrschen. Die Azubis sind die Profis, und sie sind meistens sehr hilfsbereit. Mit einem offenen Ohr und einem klaren Kopf findet man immer einen Weg.“ Für Arthur ist jeder Einsatz ein kleines Abenteuer, das Brücken baut und Leben verändert. Seine Geschichten und Erlebnisse zeigen, dass interkultureller Austausch mehr ist als nur Worte – er ist das gelebte Zusammenspiel zweier Kulturen, die durch Neugier, Offenheit und eine Prise Humor zusammenwachsen.