Deutsch-Französische Agentur für den Austausch in der beruflichen Bildung

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„Ich würde jederzeit wieder ins Ausland gehen“

Amandine Donio ist Raumausstatterin. 2016 hat die junge Frau aus Saint-Malo im Rahmen des Mobilitätsprogramms von ProTandem an einem dreiwöchigen deutsch-französischen Austausch teilgenommen. Unser deutscher Delegierter Frédérik Stiefenhofer hat sie beim Jahreskongress der Compagnons du devoir in Dessau getroffen und ihr einige Fragen gestellt. Im Interview hat er Amandine gefragt, inwiefern sie in persönlicher und beruflicher Hinsicht von dem Austausch profitiert hat, was sie während ihres Aufenthalts im Nachbarland am meisten überrascht hat und ob sie Lust hätte, noch einmal ins Ausland zu gehen.

 

ProTandem: Hallo Amandine! Danke, dass du dir Zeit genommen hast, um uns von deiner Zeit in Dresden zu berichten. Wie bist du auf die Idee gekommen, am Austauschprogramm von ProTandem teilzunehmen?

Amandine : Hallo! In dem Ausbildungszentrum, in dem ich mein duales Studium absolviert habe, zählte ein dreiwöchiger Auslandsaufenthalt in Deutschland zum Pflichtteil der Vorbereitung für die BTM-Prüfung (Brevet technique des métiers). Das war übrigens einer der Gründe, weshalb ich mich für diesen Ausbildungsweg entschieden habe. Die Idee, eine Zeit im Ausland zu verbringen, um dort meinen Beruf auszuüben, hat mir sehr gefallen.

 

ProTandem: Viele Jugendliche fürchten sich vor ihrem Auslandsaufenthalt davor, in einer anderen Sprache zu kommunizieren oder entscheiden sich aus diesem Grund sogar gegen den Auslandsaufenthalt. Hat dir die Sprachbarriere vor deiner Ankunft in Dresden Angst gemacht und hast du die Sprache während deines Aufenthalts als Barriere empfunden?

Amandine: Was die Verständigung angeht, hatte ich tatsächlich ein paar Bedenken. Deutsch war die erste Fremdsprache, die ich am Collège und am Lycée gelernt habe. Ich hatte also schon ein paar Vorkenntnisse. Allerdings habe ich fast zwei Jahre lang in einem englischsprachigen Land gelebt und fühlte mich deshalb im Deutschen nicht mehr besonders sicher. Durch den Vorbereitungsunterricht vor dem Aufenthalt und in Gesprächen mit den deutschen Kollegen kamen meine Deutschkenntnisse dann zum Glück nach und nach wieder zurück. Obwohl ich am Anfang immer noch sehr viele Fehler machte, hat es mir schnell Spaß gemacht, im Betrieb Deutsch zu sprechen. Vor Kurzem bin ich für ein Wochenende nach Deutschland gereist und habe dabei festgestellt, dass ich immer noch genauso gerne Deutsch spreche. Man darf keine Angst davor haben, zu sprechen, denn Fehler machen wir alle – und das sogar in unserer Muttersprache. Ist man einmal ins kalte Wasser gesprungen, klappt es ganz von allein und man möchte gar nicht mehr aufhören.

 

ProTandem: Was hat dich in Deutschland am meisten überrascht?

Amandine: Hier fallen mir als erstes die Essenszeiten ein. In Frankreich essen wir in der Regel zu festen Zeiten. In Deutschland essen die Leute, wenn sie Hunger haben und es wird den ganzen Tag genascht. Irgendwann gewöhnt man sich daran, hört auf seinen Körper und isst dann, wenn sich der Hunger bemerkbar macht. Auch bei den Arbeitszeiten gibt es Unterschiede. In dem Unternehmen in Arnsdorf, ganz in der Nähe von Dresden, in dem ich gearbeitet habe, begannen wir früher mit der Arbeit, konnten aber dafür auch früher Feierabend machen. So lässt sich der Rest des Tages viel besser nutzen und es bleibt genügend Zeit für Freizeitaktivitäten und die Familie. Ich kann mich erinnern, dass die deutschen Schüler an der Partnerschule unseres deutsch-französischen Schüleraustausches auch recht früh Schulschluss hatten. Danach hatten sie noch genügend Zeit, um Hausaufgaben zu machen oder einem Hobby nachzugehen.

 

ProTandem: Was hat dir im Alltag in Dresden am besten gefallen?

Amandine: Was mir sehr gut gefallen hat, war der Arbeitsrhythmus. Dadurch, dass wir früh mit der Arbeit anfingen, konnten wir auch früh Feierabend machen.

 

ProTandem: Was konntest du in beruflicher Hinsicht von dem Austausch mitnehmen?

Amandine: Abgesehen davon, dass ich während des Austausches neue Kollegen kennengelernt habe, konnten wir uns auch über Arbeitstechniken austauschen. Ich habe den deutschen Kollegen Arbeitswerkzeuge gezeigt, die es weder in ihrem Betrieb noch in den Katalogen gab. Ich hatte sogar die Möglichkeit, Entscheidungen zu treffen, die für die Produktion relevant waren. In Deutschland wird ganz anders gearbeitet als bei uns. Die Deutschen investieren zum Beispiel viel weniger Zeit in Details. Sie achten viel stärker auf die Qualität und Robustheit der Möbel. Wenn man ein Detail nicht direkt sieht, wird einfach weitergearbeitet, während in Frankreich jeder Arbeitsschritt sorgfältig erledigt wird. Das gilt auch dann, wenn man das Ergebnis nicht direkt sieht, da sich ein nachlässig erledigter Arbeitsschritt negativ auf die nächsten Arbeitsschritte auswirken kann. Für mich war es eine sehr große Bereicherung, diese verschiedenen Arbeitsweisen kennenzulernen.



ProTadem: Die letzte Frage müssen wir einfach stellen: Wärst du bereit, noch einmal ins Ausland zu gehen?

Amandine: Ich würde jederzeit ohne zu zögern wieder ins Ausland gehen. Sobald der Zeitpunkt und die Aufenthaltsdauer passen, hoffe ich, noch einmal in das deutsche Unternehmen zurückkehren zu können, für das ich bereits gearbeitet hatte. Falls es dort nicht klappen sollte, könnte ich mir auch vorstellen, ein anderes Land kennenzulernen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Ich empfehle jedem, diese Erfahrung zu machen. Die Auslandserfahrung erweitert den Horizont in beruflicher und persönlicher Hinsicht. Man sollte eine solche Gelegenheit sofort nutzen.

 

ProTandem: Vielen Dank für dieses spannende Interview, Amandine. Wir wünschen dir viel Erfolg für deine berufliche Zukunft!